Werkzeugkunde: Alle relevanten Holz & Stein Bohrertypen vorgestellt
Wer schon mal vor einem Regal voller Bohrer gestanden hat, kennt das Problem: Spiralbohrer, Forstnerbohrer, Steinbohrer, Hammerbohrer – die Auswahl ist riesig und für Ungeübte oft verwirrend. Dabei ist die Wahl des richtigen Bohrers entscheidend für saubere Ergebnisse und lange Werkzeuglebensdauer. Ein Blick auf die wichtigsten Typen bringt Klarheit in den Bohrer-Dschungel.
Holzbohrer: Mehr als nur Spiralen
Der klassische Spiralbohrer mit Zentrierspitze ist der Allrounder in jeder Werkstatt. Mit seinem charakteristischen Spiralgang transportiert er Späne zuverlässig aus dem Bohrloch und eignet sich für die meisten gängigen Holzarbeiten. Die Zentrierspitze verhindert ein Abrutschen beim Ansetzen – praktisch bei schrägen Bohrungen oder unebenen Oberflächen.
Für tiefe und präzise Löcher, etwa beim Möbelbau oder bei der Kabelverlegung, kommen spezialisierte Werkzeuge zum Einsatz. Schlangenbohrer für tiefe Holzbohrungen haben eine besonders lange, gedrehte Form und eine aggressive Gewindespitze, die sich regelrecht ins Holz zieht. Der ausgeprägte Spiralgang sorgt selbst bei Tiefen über 30 Zentimetern für einen effizienten Spänetransport. Gerade bei Balken oder dicken Bohlen sind diese Bohrer unverzichtbar.
Eine andere Liga spielen Forstnerbohrer. Mit ihrer flachen Schneidplatte und den seitlichen Schneiden erzeugen sie Sacklöcher mit extrem glatter Oberfläche und exaktem, flachem Grund – ideal für Topfbänder oder wenn Dübel plan versenkt werden sollen. Der Nachteil: Sie benötigen eine Bohrmaschine mit ordentlich Drehmoment und lassen sich nicht für Durchgangsbohrungen verwenden.
Für schnelle Durchbrüche bei größeren Durchmessern bieten sich Lochsägen an. Diese kreisförmigen Sägeblätter mit Zentrierbohrer schneiden saubere Kreise, etwa für Rohrdurchführungen oder Einbaustrahler. Die Materialstärke ist hier allerdings begrenzt.
Steinbohrer: Robuste Werkzeuge für harte Materialien
Beim Bohren in Beton, Ziegel oder Naturstein braucht es andere Qualitäten. Steinbohrer besitzen eine spezielle Hartmetallspitze, meist aus Wolframcarbid, die auch härtesten Materialien standhält. Die typische Form der Schneide – oft als Kreuzschneide ausgeführt – zerschlägt das Material regelrecht, statt es wie bei Holz zu schneiden.
Für normale Dübellöcher in Wänden reichen einfache Steinbohrer völlig aus. Anders sieht es bei Beton oder wenn es um größere Durchmesser geht aus: Hier kommen Hammerbohrer bzw. Ein Bohrhammer zum Einsatz, die speziell für den Einsatz mit Schlagbohrmaschinen oder Bohrhämmern konstruiert sind. Ihre verstärkte Spirale und die spezielle Härtung halten den extremen Belastungen stand. Wer häufiger anspruchsvolle Bohrarbeiten in Beton durchführt ist eine Anschaffung ratsam.
Bei besonders tiefen Bohrungen oder Kernbohrungen sind SDS-Plus oder SDS-Max-Bohrer gefragt. Das spezielle Stecksystem garantiert kraftschlüssige Verbindung und optimale Schlagkraftübertragung. Der Unterschied liegt vor allem im Durchmesser: SDS-Plus bis etwa 30 Millimeter, SDS-Max für größere Dimensionen.
Material macht den Unterschied
Ein oft unterschätzter Aspekt ist das Arbeitsmaterial selbst. Holz ist nicht gleich Holz – Weichholz wie Fichte oder Tanne bohrt sich deutlich leichter als Hartholz wie Eiche oder Buche. Die Eigenschaften verschiedener Holzarten beeinflussen die Wahl von Bohrer und Drehzahl erheblich. Bei Hartholz empfiehlt sich eine reduzierte Drehzahl bei höherem Anpressdruck, während Weichholz höhere Drehzahlen verträgt.
Ähnlich verhält es sich bei Stein: Kalksandstein lässt sich vergleichsweise einfach bearbeiten, während armierter Beton mit Stahleinlagen echte Herausforderungen bietet. Hier kann schon mal ein Spezialbohrer mit Diamantschneide notwendig werden.
Praxis-Tipps für längere Standzeit
Die Lebensdauer von Bohrern hängt stark von der richtigen Handhabung ab. Bei Holzbohrern hilft regelmäßiges Zurückziehen des Bohrers, Späne zu entfernen und Überhitzung zu vermeiden. Steinbohrer sollten niemals trocken laufen – bei längeren Bohrungen lohnt sich eine kurze Abkühlpause oder leichte Wasserkühlung.
Ein stumpfer Bohrer erkennt sich an zunehmender Hitzeentwicklung, Rauchbildung oder wenn mehr Druck nötig ist als gewöhnlich. Dann hilft nur noch Nachschleifen oder Austausch. Qualitätswerkzeug macht sich hier bezahlt: Hochwertige Bohrer lassen sich mehrfach nachschleifen und arbeiten auch nach Jahren noch präzise.
Die richtige Aufbewahrung schützt vor Beschädigungen. Bohrerkassetten oder Wandhalterungen bewahren die empfindlichen Schneiden vor Stößen und halten das Werkzeug griffbereit sortiert.
Fazit: Der passende Bohrer für jede Aufgabe
Die Vielfalt an Bohrertypen mag zunächst überwältigend wirken, doch jeder erfüllt seinen spezifischen Zweck. Für den Heimwerker-Alltag reichen meist Spiralbohrer, Forstnerbohrer und ein Satz Steinbohrer. Wer regelmäßig anspruchsvollere Projekte angeht, erweitert sein Arsenal dann gezielt um Spezialwerkzeuge. Wichtiger als die Menge ist dabei die Qualität – gute Bohrer machen die Arbeit nicht nur leichter, sondern auch sicherer und präziser.












